Ein Gastbeitrag von Lukas und Samuel von MaltWhisky.de
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Und doch ist der Weg zum Whiskyfass mit Hindernissen gespickt, zieht der Besitz des Barrels einiges an Verpflichtungen nach sich, über die man sich am besten bereits vorher informiert. Wir verraten in diesem Guide, was Du vor dem Kauf eines Casks unbedingt beachten solltest:
Große und bekannte Destillerien verkaufen selten Fässer
Wer darüber nachdenkt, sich ein eigenes Whiskyfass zuzulegen, der hat oft die Vorstellung im Kopf, einen Single Malt seiner persönlichen Lieblingsdestillerie zu besitzen. Doch in der Realität ist das alles andere als einfach: Denn wer ein Fass direkt bei der Brennerei erwerben möchte, wird schnell feststellen, dass große und bekannte Destillerien dies zumeist nicht anbieten. Sie füllen ihren Whisky nämlich lieber selber ab und verkaufen ihn flaschenweise.
Dieses Geschäft ist besser steuerbar und berühmte Marken haben häufig wenig Interesse daran, dass allzu viele unabhängige Abfüllungen existieren, die dann womöglich ihren eigenen Standards Konkurrenz machen. Die Destillerien schreckt aber auch der Papierkram: Mit Privatpersonen über Fasskäufe zu verhandeln, jährliche Einzelführungen zu den Fässern durchzuführen, dazu die Formalitäten mit Abfüllung, Alkoholsteuer und Zoll – es ist viel Arbeit und Abstimmung erforderlich, um auch nur ein Fass eines Sammlers bis zur Auslieferung zu begleiten
Deshalb gibt es vor allem Fässer neuer, unbekannter und kleinerer Destillerien zu kaufen. Eine Google-Suche zu „buy a whisky cask“ führt zu ersten Anlaufstellen für einen möglichen Whiskyfass-Kauf.
Ein Whiskyfass zu kaufen ist teurer als man denkt
Für unser Malt Whisky Magazin haben wir die Kosten für den Kauf eines Whiskyfasses anhand der im Spätsommer 2018 neu gegründeten Islay-Destillerie Ardnahoe einmal beispielhaft aufgeschlüsselt.
Rechenbeispiel für ein Ex-Bourbonfass mit Ardnahoe-Whisky (ca. 280 Liter)
Fasspreis: 7.000 Pfund Sterling (umgerechnet etwa 7.850 Euro)
In diesem Preis sind die Kosten für den New Make enthalten, ebenso die Gebühren für eine bis zu 10-jährige Lagerung in einem Warehouse von Ardnahoe und eine Versicherung in dieser Zeit. Falls dem Fass etwas passiert, es etwa kaputt geht oder gestohlen wird (sehr unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie…), dann erhält man einen Ersatz. Ebenfalls enthalten ist die Reparatur des Fasses durch eine Cooperage, falls ein Leck auftritt. Davon ausgeschlossen ist die natürliche Verdunstung. Eine Versicherung gegen den Angels’ Share gibt es also auch bei Ardnahoe nicht…
Für die Lagerung des Ardnahoe-Private-Casks zahlt man ab dem elften Jahr eine zusätzliche Gebühr, die nicht näher beziffert wird.
Nicht enthalten sind:
- Abfüllung in Flaschen und Etikettierung
- Lieferung nach Deutschland
- Alkoholsteuern in Deutschland
Geht man davon aus, dass man 250 Flaschen Whisky (mit auf 40 % oder 43 % verdünntem Malt) nach den 10 Jahren herausbekommt, dann liegen die Kosten für den eigenen Ardnahoe bei 28 Pfund pro 0,7 Liter. Wer nun noch Flaschen, Etiketten, Lieferung und Steuern hinzuaddiert merkt schnell: Der eigene Whisky ist teurer, als man am Anfang vermutet hätte.
Das eigene Fass will besucht und gepflegt werden
Das eigene Whiskyfass ist manchmal ein bisschen wie ein kleines Haustier: Man will dass es gut versorgt ist, sicher und trocken in einem schönen Lagerhaus liegt. Umgekehrt erfordert es aber auch Pflege und Aufmerksamkeit, wenn aus dem Malt darin auch etwas werden soll.
Aus diesem Grund bieten fast alle Destillerien für ihre Private Cask Owner an, dass sie jederzeit nach Voranmeldung vorbeikommen können, um ihr Fass zu besuchen. Bei dieser Visite kann man dann eine Probe aus dem Fass ziehen und sehen, wie sich der Whisky entwickelt hat. Auch für das Fachsimpeln mit dem Personal vor Ort ist natürlich dann Zeit – sicher einer der Gründe, weshalb einige Whisky-Liebhaber irgendwann ein persönliches Fass ihr eigen nennen wollen.
Wer die Anreise zur überwiegend ja nicht sehr zentral gelegenen Destillerie nicht jedes Jahr auf sich nehmen will, kann sich zumeist von der Brennerei gegen Gebühr auch eine Fassprobe zuschicken lassen. Diese kommt dann unverzollt an und erlaubt das Tasting in den eigenen vier Wänden.
Was mache ich mit über 200 Flaschen Whisky?
Diese wichtige Frage geht bei der Euphorie eines Fasskaufs häufig unter, ist aber doch von entscheidender Bedeutung. Denn wenn der Whisky irgendwann reif ist, das Etikett gestaltet und die Zollformalitäten geklärt sind, erhält man auf einmal kistenweise Flaschen ins Haus geliefert. Mancher Whisky-Liebhaber wird mit dem Gedanken spielen, den Malt selbst zu vermarkten. Vor allem, wenn die Destillerie aus der das Fass stammt, inzwischen stark an Bekanntheit zugelegt hat.
Schwierig ist dabei zumeist die Nutzung des Markennamens der Brennerei. Falls man dies vorhat, sollte man unbedingt die Terms and Conditions studieren und wenn dieser Punkt nicht erwähnt ist, sich schriftlich zusichern lassen, was erlaubt ist und was nicht. Ohnehin steht man beim Verkauf ansonsten aber weitgehend alleine da. Das oben vorgestellte Rechenbeispiel – welches sich für andere Whiskys in ähnlicher Form ebenfalls kalkulieren lässt – zeigt schon, dass man den eigenen Whisky schon ordentlich teuer verkaufen müsste, um mit dem ganzen Aufwand überhaupt noch Gewinn zu machen.
Eine weitere Variante ist natürlich die extrem lange Lagerung des Whiskys (welche dann zwar bezahlt werden muss), aber doch dazu führen kann, dass der eigene Single Malt am Ende vielleicht sogar zu den ältesten Whiskys der Welt zählt. Ab 50 Jahren aufwärts sind diese Raritäten erhältlich – doch auch hier gilt: Ein hohes Alter allein garantiert keinen besonderen Wert, auch der Markenname der Destillerie muss stimmen.
So mancher Fass-Fan wird den eigenen Single Cask Scotch Whisky daher wohl lieber selbst verkosten und im Kreis mit guten Freunden genießen. Auch Verwandte und Geschäftspartner werden mit einer Flasche des eigenen Malts bedacht – so sorgt ein einzelnes Fass Whisky für viel Gesprächsstoff und Freude bei Liebhabern und Genießern!
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