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Doch was genau versteht man unter einem non chill filtered Whisky? Wie funktioniert die Kältefiltration? Und welchen Einfluss hat die Filtration auf den Geschmack?
Was ist Kältefiltration?
Während sich in der Welt des Bieres naturtrübe Varianten längst durchgesetzt haben, ist beim Whisky eine klare und ungetrübte Farbe für viele immer noch das Erkennungszeichen für Qualität. Eine brillante Färbung ohne Trüb- und Schwebstoffe gilt als Zeichen von Reinheit und Genuss. Diese ungetrübte Brillanz erhält der Whisky jedoch erst durch die sogenannte Kältefiltration. Dafür werden Blended Whiskys kurz vor der Abfüllung in Flaschen auf eine Temperatur von -4 °C und Single Malt Whiskys auf ca. 0 °C heruntergekühlt.
Durch diesen Kühlvorgang trennt sich der Whisky in zwei Schichten auf. Die langkettigen Fettsäuren aus der Gerste und der Hefe, die für die Trübung verantwortlich sind, können sich bei Kälte nicht mehr mit Wasser verbinden und bilden eine eigene Schicht. Sie verklumpen und können anschließend bequem vom Wasser separiert und aus dem Whisky herausgefiltert werden. Gleiches geschieht mit verschiedenen Estern und Proteinen. Außerdem werden bei der Filtration Kohle- und Holzteilchen entfernt, die während der Lagerung in den Whisky gelangen können.
Warum wird Kältefiltration angewandt?
Aus gesundheitlichen Gründen gibt es keinen ernstzunehmenden Grund, der für eine Filtration spricht. Denn weder die ursprünglichen langen Eiweißketten der Fettsäuren noch die natürlichen Schwebstoffe sind als gesundheitsbedenklich einzuordnen. Allerdings empfinden viele Whiskytrinker die Eintrübungen als irritierend. Daher bedienen sich bis heute vor allem die großen und namhaften Hersteller der Kältefiltration, um ihren Kunden ein brillantes und ungetrübtes Produkt zu präsentieren. Whisky wird also vor allem aus optischen und ästhetischen Gründen filtriert.
Die Kältefiltration gehört somit eher in den Bereich der Produktvermarktung, als in die elementaren und bedeutsamen Bereiche der eigentlichen Whiskyproduktion.
Welchen Einfluss hat die Filtration auf den Geschmack?
An der Frage, ob es einen Geschmacksunterschied zwischen filtrierten und unfiltrierten Whiskys gibt, scheiden sich die Geister. Selbst namhafte Experten konnten bei Blindverkostungen keine signifikanten Unterschiede feststellen oder klare geschmackliche Charakteristika von chill filtered und non chill filtered Whiskys beschreiben. Wenn überhaupt, dann können also höchstens minimale geschmackliche Nuancen unterschieden werden.
Anhänger von non chill filtered Whiskys führen allerdings an, dass die Fettsäuren, die im unfiltrierten Whisky enthalten sind, als Geschmacksträger fungieren, deswegen mindere deren Entfernung auch das volle Geschmackserlebnis des Whiskys. Für sie bietet ungefilterter Whisky daher den höchsten Geschmacksgenuss und die vollsten und unverfälschtesten Whiskyaromen.
Wie sooft in der Welt der Whiskys ist dies aber eine Glaubenssache, die nicht eindeutig belegbar ist.
Wie erkennt man einen non chill filtered Whisky?
Der Unterschied zwischen einem filtrierten und einem non chill filtered Whisky ist mit bloßem Auge erst zu erkennen, wenn der Whisky gekühlt wird, beispielsweise durch eine sehr kalte Außentemperatur oder indem man kaltes Wasser oder einen Eiswürfel in den Whisky gibt. Bei ungefilterten Whiskys tritt dann der sogenannte ‚chill haze’ oder ‚Scotch Mist’ auf, der Whisky wird also trüb und undurchsichtig. Chill filtered Whiskys bewahren dagegen ihre brillante Farbe auch bei sehr niedrigen Temperaturen.
Allerdings sollte dabei noch ein weiterer Faktor beachtet werden: Je höher der Alkoholgehalt ist, umso niedriger ist die Wahrscheinlichkeit, dass Verfärbungen auftreten, selbst bei non chill filtered Whiskys.
Auf dem Flaschenlabel sind non chill filtered Whiskys häufig mit einer durchgestrichenen Schneeflocke gekennzeichnet.
Drei besonders empfehlenswerte non chill filtered Whiskys
Das Angebot an non chill filtered Whiskys hat in den letzten Jahren beständig zugenommen. Selbst für versierte Whiskyfans ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Doch mit diesen drei besonderen non chill filtered Whiskys machen Whisky-Freunde garantiert nichts verkehrt:
The Glenlivet Nàdurra
Bei diesem 16 Jahre alten schottische Single Malt Whisky ist der Name Programm. Denn „Nàdurra“ ist das gälische Wort für Natürlichkeit. Die ungefilterte und außergewöhnliche Scotch-Komposition besticht an der Nase mit Sherry und süßen Rosinen und Keks-artigen Aromen. Am Gaumen finden sich Noten Eiche, Orangenmarmelade und Apfelblüten sowie Anklängen von Haferflocken. Im Abgang wieder Honig und Rosinen, leider ist der Abgang recht schnell vorbei. Trotzdem ein empfehlenswerter Whisy und ein natürliches und intensives Geschmackserlebnis.
Aberlour 12 Years
Dieser schottische Whisky aus der Region Speyside wird in Sherry- und Bourbonfässern gelagert. Direkt an der Nase kommt das starke Sherry-Aroma durch. Am Gaumen überrascht der Aberlour dann vor allem mit fruchtigen Aromen von Zitrusfrüchten und wilden Erdbeeren sowie Geschmacksnoten von Toffee, Schokolade und Zimt. Der Abgang ist schön lange und warm, eine leichte Schärfe, aber vor allem die fruchtigen Noten bleiben zurück. Hier kann man bedenkenlos zugreifen.
Auchentoshan Valinch 2012 Limited Release
Dieser Whisky ist etwas Außergewöhnliches. Denn es handelt sich hierbei um eine Originalabfüllung der Brennerei. Benannt wurde er nach der Pipette, mit der Proben direkt aus dem Fass entnommen werden. An der Nase besticht dieser non chill filtered Whisky durch Anklänge von Crème Brûlee, Vanille und Fruchtnoten. Der Geschmack wird charakterisiert von süßen und cremigen Nuancen sowie milden Orangenschalenaromen. Der Abgang ist mittellang und angenehm warm.
Fazit
- Während filtrierte Whiskys über viele Jahre das Maß aller Dinge waren, so lassen sich heute auf dem Markt auch immer öfter non chill filtered Whiskys finden. Vor allem kleine Brennereien und unabhängige Hersteller werben mit dem Prädikat „non chill filtered“. Sie sehen darin ein Gütesiegel für Originalität und ursprünglichen Whiskygenuss.
- Bei den großen Herstellern bleibt die Filtration Standard, da vor allem Anfänger und weniger sachkundige Verbraucher nicht durch eine Trübung des Whiskys verschreckt werden sollen. Dennoch lassen sich auch unter den bekannten Marken zunehmend non chill filtered Whiskys finden.
- Was besser gefällt, sollte letztlich jeder Whiskyfan selbst entscheiden. Der Unterschied zwischen gefilterten und ungefilterten Whiskys dürfte in jedem Fall eher ein Hinweis auf die Ursprungstreue des Herstellers sein als ein echter Faktor im Hinblick auf den Geschmack, bei dem andere Aspekte viel stärker ins Gewicht fallen.
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