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Kein Wunder, denn die Japaner sind leidenschaftliche Whiskytrinker. So liegt der pro Kopfverbrauch in Japan deutlich höher als etwa bei den Amerikanern oder Briten. Diese Entwicklung war jedoch nicht abzusehen und ist auch sehr ungewöhnlich, denn bisher ist Whisky das einzige destillierte alkoholische Getränk, das aus dem Westen stammt und sich seinen sicheren Platz auf dem japanischen Markt erkämpfen konnte.
Geschichte des japanischen Whiskeys
Das Destillieren von Alkohol hat in Japan lange Tradition. Schon lange sind Sake und der japanische Schnaps Shōchū auch im Westen gut bekannt und beliebt.
Erste Versuche in Richtung Whiskybrennerei verliefen jedoch relativ erfolglos. Das änderte sich mit Shinjiro Torii und seinen ersten Versuchen, Wein anzubauen und zu keltern. Das war gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Er war Gründer und Besitzer einer Wein- und Spirituosenfirma namens Kotobukiya. Die Versuche mit Wein waren erfolgreich und so wendete man sich bald auch der Produktion von Whisky zu. Dieser sollte zu den typischen japanischen Gerichten passen. So entstand im Jahr 1923 die erste japanische Whiskydestillerie in Yamazaki. Hier kommt ein zweiter Name ins Spiel: Masataka Taketsuru.
Masataka Taketsuru hat das Brenner-Handwerk in Schottland erlernt und brachte sein Wissen mehr als 10 Jahre lang als Manager in das Unternehmen in Yamazaki ein. Das Unternehmen wurde später in Suntory umbenannt und konnte sich zu einem großen Konzern entwickeln. Taketsuru verließ die Destillerie später, um seine eigene Firma Nikka in Yoichi zu gründen. Es handelt sich dabei um die Konkurrenz von Suntory. So begründeten Torii und Taketsuru eine Tradition, die sich heute problemlos auf dem internationalen Markt sehen lassen kann. Die beiden Marken Suntory und Nikka sind die erfolgreichsten und bekanntesten Namen in Bezug auf japanischen Whisky.
Whisky aus Japan erobert die Welt
Japanischer Whisky konnte jedoch nicht von Beginn an einen Siegeszug im Westen verzeichnen. Ganz im Gegenteil: Vorerst galt er als Spirituose von geringer Qualität. Grund dafür war der Whiskyboom in den 1960ern und 70ern. Damals wurden zahlreiche kleine Brennereien in Japan ins Leben gerufen, die rasch produzierten. Dabei wurde Whisky häufig mit günstigem Alkohol gestreckt. Guter Whisky wurde nicht exportiert. Diesen genossen die Japaner lieber selbst, was zu einem hohen Konsum im eigenen Land führte. Das Getränk wurde als Begleitung zum Essen oder auch als Ersatz von Sake sehr erfolgreich angepriesen. Vor allem im Bereich Werbung war Suntory führend.
Endlich – im 21. Jahrhundert – fanden dann japanische Whiskys von bester Qualität den Weg in den Westen. Plötzlich standen die verschiedenen Whiskys aus Japan auf gleicher Augenhöhe mit jenen aus Schottland oder Amerika. Auszeichnungen und Preise bei renommierten Wettbewerben folgten. Im Jahr 2007 war es dann so weit. Sowohl Suntory als auch Nikka konnten die Konkurrenz hinter sich lassen. Der Nikka Whisky Taketsuru Pure Malt 21 Years Old gewann in der Kategorie „World’s Best Blended Malt“. Suntory konnte in der Kategorie „World’s Best Blended“ überzeugen. Lob durch Kritiker und internationale Auszeichnungen gehören seither regelmäßig dazu.
Schottland als großes Vorbild
Gelegentlich wird die Meinung vertreten, bei japanischem Whisky würde es sich lediglich um Kopien der schottischen Originale handeln. So weit hergeholt ist diese Aussage gar nicht. In Wahrheit haben viele Meisterbrenner Japans die Kunst der Whiskybrennerei in Schottland erlernt. Nachdem die Japaner dafür bekannt sind, Erlerntes zu perfektionieren entstehen heute Whiskysorten höchster Qualität. Dabei hat japanischer Whisky ganz spezielle Eigenheiten, denn die Verfahren und Rezepturen wurden den japanischen Maßstäben angepasst. Damit unterscheidet er sich sehr deutlich von den schottischen Sorten.
Die japanischen Brennereien siedeln sich vorwiegend in höheren Lagen an, die klimatisch dem schottischen Whiskeyregionen gleichen. Hier ist der Reisanbau unmöglich, die Gebiete können jedoch zum Getreideanbau genutzt werden. Auch Torf ist in diesen Regionen häufig vorhanden und er muss nicht aus dem Westen importiert werden. Daneben steht hier auch frisches Quellwasser für die Produktion zur Verfügung.
Besonderheiten des japanischen Whiskys
Der größte Unterschied zwischen japanischen Whiskysorten und jenen aus Schottland ist sicherlich die Tatsache, dass die Schotten eher Single Malt bevorzugen. Die Japaner greifen eher zu Blends – was auch am Perfektionismus der Japaner liegt. Bei der Herstellung von Blends lässt sich der Geschmack besser steuern. Die existierenden Brennereien haben sich darauf eingestellt und produzieren vorwiegend Blends. Dabei werden die Whiskys zum Blenden nicht aus anderen Destillerien zugekauft, wie dies in Schottland der Fall ist. In Japan werden die Whiskysorten, die für die Blends verwendet werden zumeist innerhalb der Destillerien derselben Produzenten verwendet. Hier sind natürlich die großen Produzenten deutlich im Vorteil, denn sie haben die Wahl aus vielen verschiedenen Sorten.
Ein gutes Beispiel für die Variantenvielfalt ist der Suntory Hakushu. Er besteht aus verschiedenen Whiskys mit unterschiedlichem Torfgehalt. Vier verschiedene Brennverfahren und unterschiedliche Fässer für die Lagerung sorgen für einen hervorragenden Whisky, der äußert facettenreich ist. Bei kleinen Brennereien dagegen entstehen eher eintönige Kreationen aus Mangel an verschiedenen Varianten. Single Malt wird jedoch gerne in Schottland eingekauft. Mittlerweile haben japanische Produzenten bereits Produktionen auf der ganzen Welt aufgekauft. So wurde auch das amerikanische Unternehmen Jim Beam von Suntory übernommen und nennt sich jetzt Beam Suntory.
Vom milden Destillat zum preisgekrönten Whisky
Ursprünglich präsentierten sich japanischer Whiskys sanft, leicht und fruchtig. Also ganz ähnlich zu den Sorten aus den schottischen Lowlands. Von Salzigkeit, verschiedenen Aromen oder starkem Torf waren diese Sorten weit entfernt. Es handelte sich also eher um Whiskys für Einsteiger oder geringere Ansprüche. Das hat sich mittlerweile jedoch deutlich verändert. Nach wie vor dominieren fruchtige und florale Aromen und auch die Milde ist typisch für japanischen Whisky. Dazu mischt sich jetzt jedoch auch getorftes Getreide.
Japanischer Whisky zeigt sich im Geschmack sehr variantenreich. Er ähnelt am ehesten Scotch Whisky. Japanischen Brennereien zeichnen sich durch hohes Qualitätsbewusstsein aus. Obwohl Whisky in unterschiedlichsten Fässern reifen kann, bevorzugt man in Japan die regionale Mizunara Eiche für die Herstellung von Whisky-Fässern. Das sorgt für einen sehr typischen süß-pfeffrigen Geschmack. Daneben wird großer Wert auf die Reinheit des Wassers gelegt. Das typisch japanische Klima lässt den Whisky deutlich schneller reifen als jene aus dem Westen. So macht sich auch der Einfluss des Holzes eher bemerkbar. Heute bieten japanische Whiskys für jeden Liebhaber des Getränks genau das richtige und sollten damit in keiner Hausbar fehlen.
Folgende Whiskytypen entstehen in Japans Brennereien:
- Malt-Whisky: Wird aus Gerstenmalzmaische destilliert. Dies passiert in sogenannten Pot Stills. Handelt es sich um einen Single Malt, so entsteht er in einer einzigen Destillerie. Pure Malt kann auch ausländische, vor allem schottische Malts enthalten.
- Grain-Whiskey: Er wird aus verschiedenen Getreidearten und Rohstoffen destilliert. In Japan wird er selten als Single Grain in Flaschen abgefüllt.
- Blended Whisky: abhängig von der Güteklasse enthalten japanische Blends zwischen 10 und 40 Prozent Malt-Whiskys. Dabei finden auch Schottische Verwendung. Auch der Anteil an Malz ist von der Qualitätsstufe abhängig.
Die wichtigsten japanischen Whiskymarken
Suntory / Yamazaki
Suntory ist neben der Marke Nikka, die wohl bekannteste Whiskymarke Japans. Suntory brennt in zwei großen Destillerien. Darunter Yamazaki, die als Geburtsstätte des japanischen Whiskys angesehen werden kann. Sie ist die älteste Brennerei des Landes und wurde 1923 von Torii Shinjiro eröffnet. Sechs Jahre danach wurde der erste Whisky auf den Markt gebracht. Yamazaki liegt am Rande Kyotos am Fuße des Bergs Tenno. Die Region ist vor allem bekannt für ihre hervorragende Wasserqualität. Das Wasser ist besonders weich. Dazu tragen auch die drei Flüsse Katsura, Uji und Kizu bei, die hier zusammenfließen und ein besonders nebeliges Klima schaffen. Diese Tatsache in Verbindung mit der Vielfalt an Temperaturen bildet beste Bedingungen für die Produktion des charakteristischen Suntory Whiskys. Das Malz kommt aus Irland, Schottland oder Australien. Süß und fruchtig präsentieren sich die Single Malt Abfüllungen von Yamazaki. Auch Einzelfassabfüllungen werden hier produziert. Gereift wird in Sherryfässern oder typischer japanischer Eiche.
Im Jahr 1973 gründet Keizo Saji, der Sohn von Torii Shinjiro die zweite Destillerie von Suntory. Hakushu liegt etwa 120 Kilometer westlich von Tokio. Als höchstgelegene Brennerei der Welt liegt die Destillerie in den südlichen japanischen Alpen inmitten der Wälder des Kaikomagatake-Berges. Das Malz kommt hier aus Schottland oder Irland. Die typischen Yamazaki Whiskys sind fein, leicht und frisch. Es kommen aber auch schwere und rauchige Varianten vor, wie beispielsweise:
- Suntory Hakushu 10 Years Old – leicht und floral
- Suntory Hakushu 12 Years Old – süß aber kühl mit Minze
- Suntory Hakushu 18 Years Old – angenehme Säure, ausgewogen mit gerösteter Eiche
Definitiv die weniger bekannte Abfüllung von Suntory, trotzdem ausgezeichneter Whisky und ein Geheimtipp für alle diejenigen, die die „großen“ Marken schon im Regal haben.
Hibiki
Auch Hibiki ist ein Produkt der Marke Suntory. Er besteht aus verschiedenen Malts und Grain Whiskys. Er ist nicht nur in seiner Heimat sehr beliebt, sondern wird weltweit als hervorragendes Produkt japanischer Brennereikunst gelobt. So wurde der Hibiki 21 Jahre am 8. Juli 2015 in London mit dem höchsten Preis, der „Trophy“ bei der 20. International Spirits Challenge ausgezeichnet. Es war 2015 bereits die 3. Auszeichnung in Folge für Hibiki.
Wer etwas mehr über den Hibiki erfahren will, kann sich beispielsweise auch meine Tasting-Notes zum Hibiki 12 ansehen.
Nikka
Neben der Marke Suntory konnte sich vor allem Nikka im Rest der Welt als besonders hochwertige Marke für die Whiskyproduktion etablieren. Der Gründer Masetaka Taketsuru erlernte die Brennerei direkt in Schottland und arbeitete lange Zeit für Suntory. Im Jahr 1934 gründete er die Destillerie Yoichi. Sie liegt rund 50 Kilometer von Sapporo City entfernt im südlichen Hokkaido. Yoichi wird an drei Seiten von Bergen und an einer Seite vom Meer umgeben. Perfekte natürliche Gegebenheiten für herausragenden Whisky.
Im Jahr 1969 entstand eine weitere Destillerie, Miyagikyo. Sie befindet sich in einem wasserreichen Tal nahe Sendai. In dieser Brennerei sollten fruchtige und leichte Whiskys entstehen, die jenen aus den schottischen Lowlands ähneln. Diese Varianten sollten die Whiskys aus Yoichi perfekt ergänzen und die Herstellung von Blends ermöglichen. Drei Millionen Liter jährlich können in dieser Brennerei entstehen. Das ist rund ein Drittel mehr als in Yoichi, dennoch aber immer noch weniger als in den produktionsstarken Destillerien von Suntory.
Togouchi
Seit dem Jahr 1990 produziert Chugoku Jozo ebenso Whisky. Die Destillerie liegt in der Nähe von Hiroshima auf Honshu. Sie war vormals auf Sake und Shochu spezialisiert. Bei Chugoku Jozo wird jedoch nicht selbst destilliert. Fertiges Destillat für Malt Whisky wird aus Schottland, Grain Whisky aus Kanada importiert. Blenden und Reifung werden vom hauseigenen Master Blender durchgeführt. Der Whisky wird in einem Tunnel in Togouchi gelagert. Dieser Tunnel ist ein nie fertiggestelltes Projekt der Eisenbahngesellschaft JR. Er ist 361 Meter lang und bietet mit einer konstanten Temperatur von 14°C und einer 80-prozentigen Luftfeuchtigkeit beste Bedingungen für die Whisky-Reifung.
All diese Tatsachen machen aus dem Togouchi eine wahrhafte Besonderheit auf dem Whisky-Markt. Obwohl die Vorgehensweise für Japan sehr unüblich ist, entstehen hervorragende Kreationen, die auch im Westen ihre Freunde finden.
Japanischer Whisky: Top 10
# | Bild | Name | Geschmack | Bewertung | Preis/Leistung | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Hibiki 12 | Früchte, Vanille, Pflaume. Tolle Komplexität. | Preis nicht verfügbar | |||
2 | Hibiki Japanese Harmony | Fruchtige Zitrusfrüchte, Eiche, würzig und süß. | 70,95 EUR | |||
3 | Yamazaki 12 | Vollmundige Vanille, malzige Würze. | 160,14 EUR | |||
4 | Nikka from the Barrel | Fruchtige Aromen mit Holz- und Ledernoten. | 33,03 EUR | |||
5 | Togouchi 18 | Weiche und angenehme Vanille, dunkle Schokolade. | Preis nicht verfügbar | |||
6 | Hakushu 18 | Komplex und kräftig, schöne Früchte. | 545,00 EUR | |||
7 | Hakushu Distillers Reserve | Frisch und fruchtig, Zitrus und ein wenig Rauch im Abgang. | 94,85 EUR | |||
8 | Togouchi Premium | Wenig komplex, süß, floral mit Noten von Muskat. | 44,79 EUR | |||
9 | Yamazakura Blended Whisky | Hollunder und Karamell, leicht mit Früchten und Vanille. | 41,65 EUR | |||
10 | Suntory Toki | Zitrusfrucht, Apfel, Honig und Vanille. | 34,95 EUR |
Ein winzig kleiner Fehler: „Das Destillieren von Alkohol hat in Japan lange Tradition. Schon lange sind Sake und der japanische Schnaps Shōchū auch im Westen gut bekannt und beliebt.“