Grain Whisky: Besonderheiten, Aromen und 7 empfehlenswerte Flaschen

Auf dem weltweiten Whiskymarkt stellen Grain Whiskys eher ein Nischenprodukt dar. In Reinform sind sie nur in ausgewählten Geschäften zu finden. Dennoch markieren sie einen wichtigen Wegpunkt bei der Entstehung unserer heutigen Whiskykultur. Mehr über die Entstehung und die charakteristischen Merkmale der Grain Whiskys gibt es in diesem Artikel. Außerdem habe ich 7 gute Grains zusammengestellt, die in keiner Sammlung fehlen sollten.

Was unterscheidet einen Grain Whisky von anderen Whiskysorten?

Hin und wieder ist in Erklärungen zu Grain Whiskys die Titulierung „Getreidewhisky“ zu lesen. Genau genommen ist diese Bezeichnung richtig, stellt jedoch gleichzeitig auch eine Irreführung dar, da letztlich jeder Whisky aus Getreide hergestellt wird.

Pot Still VerfahrenIm Laufe der Zeit haben sich jedoch einige große Whiskykategorien herausgebildet, die klare Kriterien festlegen im Hinblick auf die Herstellung und die verwendeten Zutaten der jeweiligen Whiskys. So darf sich ein Whisky beispielsweise nur dann Single Malt nennen, wenn er aus Gerstenmalz und im sog. Pot Still Verfahren hergestellt wurde. Das Pot Still Verfahren bezeichnet das Brennen in mehreren Brennsäulen, wodurch eine größere Menge Wasserdampf aus dem Whiskeydestillat entzogen werden kann. Den Gegensatz bildet das Column Still Verfahren, bei dem nur eine Kupferbrennblase verwendet wird. Beim Straight Bourbon muss die Maische aus mindestens 51% Maisansteil bestehen, beim Straight Rye  aus mindestens 51 % Roggen und beim Straight Wheat aus mindestens 51% Weizen.

Ein Grain Whisky darf hingegen aus einer Mischung verschiedenster Getreidesorten bestehen, die in der Regel ungemälzt zum Einsatz kommen. Einzige Voraussetzung: Die im Getreide gelagerten Stärke-Molküle müssen nur mit Hilfe der in der Pflanze enthaltenen Enzyme aufgebrochen werden können. Ein Einsatz von chemischen Zusätzen ist verboten.

Grain Whiskys werden zudem in aller Regel in verhältnismäßig einfachen Pot-Stills gebrannt, die wenig aufwendig gestaltet sind. Effizienz erhält den Vorrang vor Ästhetik und Tradition.

Denn der Reiz von Gran Whiskys liegt vor allem in der deutlich kostengünstigeren Produktion, die durch den Verzicht auf aufwendige Produktionsschritte wie das Mälzen oder aufwendigere Pot-Still-Brennsäulen erreichet werden kann.

Wie entstand der Grain Whisky?

In der Entstehungszeit der Scotch Whiskys herrschte in den Destillerien eine große Experimentierfreude. Nahezu alle Getreide wurden destilliert.  Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kristallisierten sich schließlich jedoch zwei zentrale Whisky-Sorten heraus, die fortan die großen Hauptkategorien des schottischen Wiskys bilden sollten:

  • So wuchs in Zentralschottland rund um die großen Städte Glasgow und Edinburgh die Nachfrage nach großen Mengen an vor allem günstigen Alkohol, der noch dazu leicht exportiert werden konnte. Man suchte deshalb nach günstigem Getreide, das in einem einfachen und effizienten Verfahren gebrannt werden konnte. Die Lösung: Grain Whiskys, die einer einfachen Brennblase destilliert wurden.
  • In den Highlands blühte dagegen die Produktion der Malt Whiskys, da hier eine verhältnismäßig große Menge auch hochwertigerer Getreide einer verhältnismäßig geringen Nachfrage gegenüberstand, so dass auch aufwendige Produktionsverfahren gut zum Einsatz gebracht werden konnten.

Grain WhiskyEine Weiterentwicklung erlebte der Grain Whisky durch eine Innovation des irischen Ingeneurs Aenas Coffey, der das von Robert Stein entwickelte Column Still Verfahren weiter entwickelte zum sogenannten Paten oder Coffey Still Verfahren. Neu an seiner Erfindung war das Brennen in schmalen hohen Kupfersäulen, wodurch das Destillat einen deutlich erhöhten Alkoholgehalt erzielen konnte. Die Folge: Durch den erheblich geringerem Aufwand konnte noch mehr kostengünstiger Whisky gebrannt werden.

Heute sind in Schottland nur noch sieben Grain Whisky Destillerien zu finden, die sich allesamt die Produktion leichterer Whiskys als Ergänzung für Blendes Whiskys zum Ziel gesetzt haben.

Was sind die typischen Geschmacksmerkmale?

Man muss kein ausgewiesener Whisky-Experte sein, um die geschmacklichen Eigenheiten eines Grain Whisky zu erkennen. Auffällig ist vor allem der deutlich mildere Geschmack. Durch die Mischung verschiedener Getreidesorten fehlen dominierende Aromen weitestgehend. Der Vorteil: Grain Whiskys erhalten so ein angenehmes und leichtes Mundgefühl. Die Aromen sind milder als die von Single Malt Whiskys. Der Nachteil:  Eine aromatische Intensität und Vielseitigkeit sucht man beim Grain Whisky ebenso vergebens, wie besonders markante und authentische Aromenkompositionen.

Oder kurz gesagt: Grain Whiskys stellen im Vergleich zu Single Malt Whiskys ein milderes aber zugleich auch weitaus weniger intensives Geschmackserlebnis dar.

Wo sind Grain Whiskys häufig zu finden?

Kilbeggan 8Aufgrund ihrer verhältnismäßig schwach ausgeprägten Aromenintensität hält sich die Nachfrage nach Grain Whiskeys unter Whiskeyfreunden in Grenzen. Dies erklärt auch, warum die Auswahl an Grain Whskys im Fachhandel in aller Regel eher gering ausfällt.

Allerdings wird es dem Whiskytypus ebenso wenig gerecht, alle Grain Whiskys pauschal über einen Kamm zu scheren. Denn hin und wieder lassen sich auch einzelne Whiskys finden, die ein durchaus interessantes Geschmackserlebnis bieten können. Sie überraschen mit einer verhältnismäßig komplexen Aromenkomposition, die man so zunächst nicht vermuten würde.

Whiskyfreunde sollten sich deshalb gelegentlich auch an einem Single Grain versuchen, allein schon, um sich hin und wieder an der Vielseitigkeit und geschmacklichen Bandbreite der verschiedenen Whiskys zu erfreuen.

Was bedeutet Single Grain?

Ähnlich wie beim Single Malt bedeutet Single Grain, dass der Whisky aus einer einzigen Destillerie stammt. Dabei kann er aus unterschiedlichen Fässern oder sogar unterschiedlichen Produktionsläufen stammen. Die meisten Brennereien vermischen grundsätzlich Ihre Destillate, um eine gleichbleibende Geschmackserfahrung aufrecht zu erhalten.

Sieben hervorragende Grain Whiskys

Auch wenn die Auswahl an (guten) Grain Whiskys relativ überschaubar ist, gibt es doch einige Flaschen, die einen nähren Blick wert sind. Hier meine 7 Favoriten:

#BildNameGeschmackBewertungPreis/LeistungPreis
1Bains Cape Mountain Single Grain klein Bains Cape Mountain Single GrainSanft und süß: Banane, Vanille, Eichenholz.4,8 Sterne5 Sterne25,99 EUR
2Nikka Coffey Grain klein Nikka Coffey GrainLeicht, floral, Zitrusfrüchte4,8 Sterne4,3 Sterne49,26 EUR
3Kilbeggan Single Grain klein Kilbeggan Single GrainFruchtig, würzig: Vanille und Nuss4,6 Sterne4,6 SternePreis nicht verfügbar
4Teeling Single Grain kleinTeeling Single GrainStarke Würze, Trauben und Honig4,5 Sterne4,2 Sterne32,90 EUR
5Douglas McGibbon's Clan Denny Port Dundas kleinDouglas Laing Port Dundas ParticularSüß, Karamell und Zitrus4,5 Sterne4 SternePreis nicht verfügbar
6Kilbeggan 8 kleinKilbeggan 8Zitrone, Honig, Vanille, Eiche4,4 Sterne4,8 SternePreis nicht verfügbar
7Suntory Chita kleinSuntory The ChitaHonigmelone, Blüten, Zitrusnoten4 Sterne3,8 Sterne45,14 EUR

Platz 1: Bains Cape Mountain Single Grain

Bains Cape Mountain Single GrainAus Südafrika kommt der Sieger in unserem Vergleich – der Bains Cape Mountain Single Grain Whisky.

An der Nase ist der Bains herrlich leicht mit süßlichen Noten von Banane, Schokolade und Nüssen. Geschmacklich bleibt er sanft und süßlich, mit Aromen von Vanille und Kokosnuss und Holz. Der Abgang ist mittellange und warm, zur Süße gesellt sich eine angenehm holzige Würze.

Geschmacklich gibt es von mir 4,8 Sterne, für Preis-Leistung klare 5.

Platz 2: Nikka Coffey Grain

Nikka Coffey GrainPlatz 2 geht an einen Japanischen Grain Whisky, den runden und trotzdem komplexen Nikka Coffey Grain.

Typisch Japanisch geht es an der Nase leicht, fruchtig und floral zu. Zitrusfrüchte, Kokosnuss, und Minznoten lassen sich erkennen. Geschmacklich geht es fruchtig weiter, dominate Bananen- und Rumaromen, gepaart mit Rosinen und Eichennoten. Der Abgang ist lange, eine leicht alkoholische Note bleibt neben Birnenaromen bestehen.

Geschmacklich 4,8 Sterne, Preis-Leistung 4,3.

Platz 3: Kilbeggan Single Grain

Kilbeggan Single GrainDen dritten Platz belegt der Kilbeggan Single Grain aus Irland.

An der Nase zeigt sich eine schöne, fruchtige Süße, die an Beeren, Vanille und Zitrusfrüchten erinnert. Geschmacklich geht es süß weiter, eine angenehme Würze gesellt sich hinzu. Nussige Aromen und Karamell sowie Schokolade am Gaumen. Der Abgang ist mittellange und würzig.

Für den Geschmack bekommt der Kilbeggan 4,6 Sterne, ebenso für das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Platz 4: Teeling Single Grain

Teeling Single GrainErneut aus Irland kommt Platz Nummer 4, der Teeling Single Grain Irish Whiskey.

An der Nase dominiert eine starke Würze, im Hintergrund gibt es Früchte und florale Aromen. Geschmacklich zieht sich die würzige Note durch, hinzukommen Trauben, Beeren und Honignoten. Der Abgang ist trocken und mittellang, auch hier würziges Eichenholzaroma.

Geschmacklich 4,5 Sterne, Preis-Leistung 4,2.

Platz 5: Douglas Laing Dundas Particular

Douglas Laing Dundas Particular Auf Platz fünf ist der erste Vertreter aus Schottland am Start, der 12-jährige Douglas Laing Port Dundas Particular.

An der Nase ist der Whisky süß und frisch, schöne Noten von Karamell und Zitrusfrüchten. Geschmacklich setzt sich die Süße fort, Noten von Honig sowie Röstaromen gesellen sich dazu, auch der Alkohol ist deutlich zu spüren. Der Abgang ist wieder frisch mit Zitrusfrüchten und Apfel und hält lange an.

Geschmacklich gibt es 4,5 Sterne, für das Preis-Leistungsverhältnis 4.

Platz 6: Kilbeggan 8

Kilbeggan 8 Grain WhiskyEin weiterer Vertreter aus der Kilbeggan Destillerie landet auf Platz 6: Der 8-jährige Single Grain.

An der Nase mit Noten von Zitrone, Honig, Vanille und ein wenig Karamell – das Ganze aber ausgesprochen leicht. Geschmacklich eine starke Vanille-Note gepaart mit würziger Eiche und eine leichte Andeutung von Kokosnuss. Der Abgang ist lange und karamellig, mit Noten von dunkler Schokolade.

Geschmacklich 4,4 Sterne, Preis-Leistung 4,8.

Platz 7: Suntory The Chita

Suntroy the ChitaDen Abschluss macht nochmal ein japanischer Whisky, der „Chita“ von Suntory.

An der Nase gibt es Honigmelone gepaart mit Zitrusfrüchten und einer leichten Getreide-Note. Geschmacklich geht es in die Richtung Honig und Blüten weiter, ein leichter Hauch von Minze ist zu erkennen. Der Abgang ist sanft und langanhaltend, mit Noten von Zitrusschalen.

Geschmacklich durch den etwas enttäuschenden Abgang nur 4 Sterne, für das Preis-Leistungsverhältnis vergebe ich 3,8 Sterne.
2018-12-30T20:57:00+01:00

About the Author:

Freddy liebt vor allem milde, schottische Whiskies, es darf aber auch mal rauchig sein. Er schreibt seit 2014 mit Begeisterung über alles, was mit dem "Wasser des Lebens" zu tun hat. In seiner Freizeit wandert er viel mit seiner Frau und seinen beiden Kindern.

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