Kürzlich habe ich von Freunden aus dem Frankreich-Urlaub einen Whisky mitgebracht bekommen, den ich mir wahrscheinlich so nicht gekauft hätte: Den Armorik Single Malt – wie Ihr auf den Bildern seht auch nur in der 5cl Probierversion. Das macht Ihn aber nicht weniger spannend: Der Whisky stammt aus der Bretagne in Frankreich, also nicht unbedingt der typischsten aller Whisky-Regionen. Trotzdem blickt die Warenghem–Brennerei, die den Armorik herstellt, auf eine über hundert-jährige Tradition zurück, wenn auch nicht immer Whisky hergestellt wurde. Single Malts gibt es von Armorik erst seit 1996.
Leider trägt der Armorik keine Altersangabe, daher lässt sich auch nicht feststellen, wie lange und in welchen Fässern er wirklich gereift ist. Auf der Flasche wird lediglich hervorgehoben, dass der Whisky nicht kühlgefiltert ist. Nun aber zum Tasting:
Farbe, Nase, Geschmack und Abgang
Von der Farbe her zeigt sich der Armorik in einem blassen Goldton und läuft sehr wässrig an der Glaswand entlang. An der Nase zeigt er sich mit leichten Röstaromen, dominant sind aber vor allem eine vanille-artige Süße und Zitrusfrüchte. Sehr mild im Aroma, nicht scharf in der Nase. Geschmacklich ist der Armorik zunächst kräftig und alkoholisch, die malzige Süße kommt erst ein wenig später zum Vorschein. Rauch ist so gut wie gar nicht wahrzunehmen, eher wieder die Röstaromen und getrocknete Früchte. Da die Destillerie wie oben erwähnt auch Obstbrände herstellt, ist nicht auszuschließen, dass die gleichen Brennblasen verwendet wurden. Das zeigt sich auch im sehr fruchtigen Geschmack. Der Abgang ist beim Armorik durchschnittlich lang und würzig, er kratzt fast ein wenig im Hals, aber keineswegs unangenehm. Es sind nach kurzer Zeit auch Noten von dunkler Schokolade und etwas Salz wahrzunehmen. Alles in allem macht der Whisky einen sehr harmonischen Eindruck.
Hintergrund
Die Warenghem Destillerie brennt neben Whisky vor allem Liköre aus Pfefferminz, Cassis und Kirschen. Seit den 90ern werden auch Obstbrände, vor allem auf Apfel-Basis hergestellt. Die Brennerei kann von April bis September kostenlos besichtigt werden – es gibt sogar kostenlose Führungen, wenn sich genug Interessenten zusammenfinden.
Fazit: Amorik Single Malt
Ein guter Whisky, leider aber nicht herausragend.
Zwei Alternativen: Hohenheimer Whisky und Bushmills 10
Wer nicht zum Armorik greifen möchte, für den habe ich auch noch zwei Empfehlungen, die geschmacklich sehr Ähnlich sind. Zum einen ist das der Hohenheimer Whisky der Universität Hohenheim bei Stuttgart, der zwar ein Grain-Whisky ist, geschmacklich aber dem Armorik sehr nahe kommt. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass der Hohenheimer ebenfalls in Brennblasen, in denen normal Obstler hergestellt wird, gebrannt wird.
Eine weitere Alternative ist der Bushmills 10, der dem Armorik geschmacklich auch sehr nahe kommt. Hier ist vor allem die vanille-artige Süße wiedererkennbar, auch die getrockneten Früchte haben eine ähnliche Komplexität. Vom Preis her liegen die beiden Whiskies allerdings fast gleichauf. Wer also etwas nicht ganz alltägliches sucht, kann für etwas über 30 Euro bedenkenlos zum französischen Single Malt Whisky greifen.
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